
Beim Deklinieren verändern wir das Nomen, den Artikel, das beschreibende Adjektiv oder auch das Pronomen in den vier Fällen: Nominativ (1. Fall, Wer-Fall), Genitiv (2. Fall, Wessen-Fall), Dativ (3. Fall, Wem-Fall) und den Akkusativ (4. Fall, Wen-Fall).
Der Genitiv wird in der deutschen Grammatik zumindest im umgangssprachlichen Gebrauch etwas verdrängt. Dabei bevorzugen viele eher den Dativ, was laut Duden-Redaktion auch im umgangsprachlichen Gebrauch mittlerweile erlaubt ist, nur im schriftsprachlichen sollte möglichst die deutsche Grammatik bewahrt bleiben.
Deklination verschiedener Wortarten
Beim Deklinieren verändern wir zumeist die Grundform der Wörter. Folgende Wortarten werden im Deutschen dekliniert:
- Artikel (der, die, das, ein, eine)
- Personalpronomen (ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie)
- Possessivpronomen (meiner, deiner, seine, ihre, ...)
- Relativpronomen (der, denen, dessen, die, das, welcher, welche, welches, ...)
- Demonstrativpronomen (dieses, dieser, diese, jene, ...)
- Adjektive (Wiewörter: schön, eindrucksvoll, ...)
- Substantive (Nomen, Namenwort: Erfolg, Exkursion, ...)
Jeder Kasus (Fall) kann erfragt werden: der Nominativ mit wer oder was, der Genitiv mit wessen, der Dativ mit wem oder was, der Akkusativ mit wen oder was.
Der Nominativ
Der Nominativ steht im 1. Fall, also in der Grundform des Wortes, und wird mit wer oder was als Subjekt erfragt.
Beispiel:
Die gesunde Lakritztagetes wächst dieses Jahr besonders gut.
= Wer/was wächst dieses Jahr besonders gut? = die gesunde Lakritztagetes
Der Genitiv
Der Genitiv steht im 2. Fall und wird mit wessen erfragt. Zumeist finden wir diesen hinter einer Wortgruppe.
Beispiel:
Die gesunde Lakritztagetes meines Bruders wächst dieses Jahr besonders gut.
Wessen gesunde Lakritztagetes wächst dieses Jahr besonders gut? = meines Bruders
Einige Adjektive verlangen den Genitiv, wie zum Beispiel:
bar, bewusst, bedürftig, froh, mächtig, kundig, überdrüssig, würdig
Auch Verben verlangen den Genitiv, wie zum Beispiel:
anklagen, sich brüsten, belehren, bezichtigen, einer Sache harren, sich enthalten, sich rühmen, sich schämen, sich erinnern, sich freuen, einer Sache
gedenken
Satzbeispiel: Meine Oma belehrte mich eines Besseren. = Wessen belehrte mich meine Oma?
Folgende Präpositionen (Verhältniswort) leiten den Genitiv ein, wie zum Beispiel:
Der Dativ
Der Dativ steht im 3. Fall und wird mit wem oder was erfragt.
Beispiel:
Die Lakritztagetes gehört meinem älteren Bruder.
Wem gehört die Lakritztagetes? = meinem älteren Bruder
Einige Adjektive verlangen den Dativ, zum Beispiel:
ähnlich, behilflich, böse, dankbar, egal, gehorsam, gleich, schuldig, treu, überlegen, willkommen
Satzbeispiel: Sie ist ihm dankbar für seine ehrlichen Worte.
Einige Verben verlangen den Dativ, zum Beispiel:
jemandem antworten, absagen, ähneln, ausweichen, befehlen, begegnen, danken, einfallen, fehlen, folgen, gefallen, gehorchen, gratulieren, dienen, drohen, fehlen, gratulieren, helfen, nützen, passieren, raten, schaden, schmecken, schmeicheln, vertrauen, verzeihen, vorsprechen, weh tun
sowie
Präfixe (auch: Vorsilben) wie bei-, entgegen-, ge-, wider- und zu-, die vor dem Wortstamm des Vollverbs stehen, fordern den Dativ, zum Beispiel:
jemandem beistehen, beitreten, entgegenkommen, entgegenblicken, gefallen, gedenken, gehorchen, (ihm ist etwas) widerfahren, widersprechen, zuhören, zuwenden, zustimmen
Satzbeispiele:
Das Auto gehört dem Besucher. ~ Franka blickte dem Besucher freundlich entgegen.
Diese Präpositionen leiten den Dativ ein:
Der Akkusativ
Der Akkusativ steht im 4. Fall und wird mit wen oder was erfragt.
Beispiel:
Er lernte das Kraut durch einen Freund kennen.
= Wen/was lernte er durch einen Freund kennen? = das Kraut
Einige Adjektive fordern den Akkusativ, zum Beispiel:
jemanden etwas sein = leid, los, satt, wert
im Sinne von räumlich, zeitlich = alt, breit, hoch, jung, lang, tief
Satzbeispiele:
Endlich wurde sie ihn los. ~ Sarah hat den Unsinn satt.
Ihre Nichte ist einen Monat alt/jung. ~ Der Weg ist einen Kilometer lang.
Einige Verben verlangen den Akkusativ, zum Beispiel:
jemanden/etwas bestellen, besitzen, besuchen, bezahlen, buchen, essen, finden, fragen, haben, hören, kaufen, kennen, legen, lernen, lesen, rauchen, schreiben, sehen, setzen, stellen, suchen, tragen, treffen, trinken, verkaufen, vergessen, verstecken, verstehen, zählen
Satzbeispiele:
Den Zettel lege ich auf den Tisch.
Auch Präpositionen leiten den Akkusativ ein, zum Beispiel:
Kasusfehler erkennen
Hier habe ich einige Sätze, in denen sich Kasusfehler verstecken:
- Sie nannte ihn ihren Namen.
= Wem/was nannte sie ihren Namen? = ihm (Dativ)
- Du kannst mir ein Brief schreiben.
= Wen/was kannst du mir schreiben? = einen Brief (Akkusativ)
- Die Trinkbecher vom Sportclub lagen einsam auf der Bank.
= Wessen Trinkbecher lagen einsam auf der Bank? = des Sportclubs (Genitiv)
- Du musst mir schon verraten, wen du bist! ?
= Wer bist du? = wer (Nominativ)
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