Wortbilder prägen doch

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Rechtschreibung lehren ist in der heutigen Zeit immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Erst heute Morgen las ich erneut, dass eine 63-jährige Pädagogin aus dem Grundschulbereich behauptete, dass sich falsche Wortbilder niemals bei Kindern festigen würden.

Doch leider erlebe ich es tagtäglich in meiner Schreibwerkstatt für Kinder, in der ich das Fach Deutsch unterrichte. Da fragen mich manche sogar, ob ich mir sicher sei, dass das Wort genauso geschrieben wird. Ich erinnere mich gerade an ein prägnantes Beispiel, das schon ein paar Jahre her ist. Die Schülerin meinte, Fußball immer mit zwei s gesehen zu haben. Ich könne mit meiner Rechtschreibregel keineswegs richtig liegen. Da saß nun ein selbstbewusstes Mädchen vor mir, von ihrem Wissen schwer überzeugt. In dem Moment konnte ich sie nur noch mit dem Duden überzeugen. Das Wort schrieb sie nie wieder falsch und verbesserte seither jeden Falschschreiber.

Falsche Lehrmethoden

Den Weg in die Nachhilfe gehen die Schüler, weil:

 

  • sie vorher schreiben durften, wie sie wollten.
  • sie bis zur vierten Klasse geübte Diktate geschrieben haben.
  • sie noch nie etwas von Rechtschreibregeln gehört haben, kennen nur Lernwörter.
  • die Basis für den Sekundarbereich leider fehlt, was übrigens Lehrer aus dem SEK I sehr bedauern, extra Rechtschreibkurse an den Schulen anbieten und diesen Zustand erleben ebenso LRS-Trainer.
  • es immer wieder Lehrer gibt, die behaupten: Setze einen Artikel davor, dann weißt du, ob es groß geschrieben wird. Vor Verben (Tuwörter) kann ich auch einen Artikel setzen, wie in dem Satz: Leonie möchte Spanisch lernen. = das Lernen??? Falsch= (sie) möchte lernen = Modalverb + Vollverb = klein schreiben

 

Schüler, die zu mir kommen, kennen kaum die Wortarten und sind sich in dem Erfragen der Satzglieder unsicher, haben von Bindewörtern (Konjunktionen) noch nie etwas gehört, lange und kurze Laute sind nur bei wenigen bekannt, ... So könnte ich die Liste weiterführen.

Rechtschreibung üben

Kinder, die ihre ersten Aufsätze verfassen, sollen sich auf den Inhalt konzentrieren. Rechtschreibung soll da erst einmal zweitrangig sein. Das ist auch richtig so, da die Frage des Richtigschreibens vom Inhalt ablenkt, blockiert und das Allerwichtigste: Die Mädchen und Jungen suchen dann Wörter, die sie schreiben können. Das, was sie eigentlich nehmen wollten, lernen sie dann gar nicht.

Demzufolge ist es pädagogisch wertvoll, die Kreativität ausleben zu lassen. Nur so können sie auch gleichzeitig an ihrem Stil wachsen.

Rechtschreibung ist also bei den Aufsätzen zweitrangig. JA. Da können sie sich auf den Inhalt konzentrieren und prägen sich auch keine Wortbilder ein.

 

Die Rechtschreibung scheint in der Grundschulzeit einfach zu kurz zu kommen. Den Lernwortschatz kann man durch Rechtschreibregeln sicherer gestalten. Bei mir rücken

  • das Buchstabieren,
  • die Schreibweisenbegründungen und
  • das Auseinandernehmen des Wortbildes immer in den Vordergrund.
  • Wortstamm ermitteln,
  • die Silbentrennung sowie
  • das Verändern des Wortbildes sind Pflichtprogramm.

Nur so kann auf Dauer das Rechtschreibproblem gefestigt werden. Sinnloses Abschreiben bringt bei den meisten Schülern gar nichts, da sie währenddessen mit ihren Gedanken ganz woanders sind. Müssen sie allerdings buchstabieren, laut denken - dann erhält das Üben eine Chance.

 

Wie kann man von zu Hause aus helfen?

Von zu Hause aus muss das Kind niemals stur am Tisch sitzen und irgendwelche Texte abschreiben. Das geht viel einfacher: Zwischendurch Wörter buchstabieren lassen, funktioniert im Auto, bei der Hausarbeit oder in einer gemütlichen Spielerunde.

Schreibweisenbegründungen können wie folgt aussehen:

  • »Fuß« wird mit »ß« geschrieben, weil das »u« lang ausgesprochen und der s-Laut gezischt wird.
  • »reisen« wird mit »s« geschrieben, weil davor ein Doppellaut steht und der s-Laut summend ausgesprochen wird.
  • »reißen« wird allerdings mit »ß» geschrieben, weil der s-Laut zischend ausgesprochen wird.
  • »hacken« wird mit »ck« geschrieben, weil das »a« kurz ausgesprochen wird.
  • »Haken« wird mit »k« geschrieben, weil das »a« lang ausgesprochen wird.
  • »harken« wird mit »k« geschrieben, weil davor ein Mitlaut (r) steht.
  • »Glück« wird groß geschrieben, weil es ein Zustand ist.
  • »zum Walken« - Das Verb »walken« wurde durch die Präposition »zum« nominalisiert, muss also groß geschrieben werden.

 

So und ähnlich kann man die Rechtschreibung von zu Hause aus üben und festigen. Zudem hilft auch das tägliche Lesen. Bitte hier nur Bücher und Texte anwenden, die in der neuen deutschen Rechtschreibung stehen. Kinder sind unsicher, verwechseln das Gelernte mit dem eben Gesehenen.

Das laute Lesen prägt eher. WARUM? Der Schüler nimmt den Inhalt deutlicher wahr. Die Gedanken sind voll bei der Sache. Abschweifen hat dabei keine Chance. Und die Wortbilder werden intensiver erfasst. Je öfter man damit konfrontiert wird, desto besser und sicherer schreiben die Mädchen und Jungen. Man muss nur am Ball bleiben, was im Alltag manchmal gar nicht so einfach ist. Ich kenne es selbst. Nur ist die Entwicklung der Kinder immer wichtiger!

 

Und wenn Ihnen die Geduld einen Streich spielen sollte, können Sie gern mit mir Kontakt aufnehmen und ihr Kind zu mir schicken.

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